Ich war wirklich schon immer sehr gut darin, gewisse Dinge einfach zu ignorieren. Wie beispielsweise die Abgabetermine irgendwelcher Präsentationen oder Seminararbeiten. Die werden einfach ausgeblendet, sind nicht existent und das kann durchaus öfter mal passieren..... jaaa...ok... dann halt häufig....gut, wenns sein muss....meistens....wie,das reicht noch nicht?.... gut, dann eben IMMER, ich gebs ja zu. Wobei, neeeee....einmal war ich ne Woche früher fertig (das eine Mal, als es keine Note, sondern nur nen Schein gab...tsss). Aber auch nur deshalb, weil wir uns kollektiv in der Bib getroffen haben, um gemeinsam zu schreiben. Gut, andererseits... never change a winning Team... meine Ignoranz und ich, wir harmonieren ja mittlerweile ganz gut miteinander, würde ich jetzt einfach mal behaupten.
Aber darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus und all die anderen Beispiele lasse ich jetzt an dieser Stelle auch außen vor. Meine Ignoranz kann nämlich auch Seiten von sich zeigen, die wirklich NUR und ausschließlich positiv gewertet werden können. Zum Beispiel heute. Heute wollte ich unbedingt nach Bray fahren und dort den Bray Head erklimmen. Der Bray Head ist ein Berg, direkt am Meer. Meine Füße allerdings, geschunden von gestern, hatten da aber mal ganz andere Pläne. Tja, was macht Nadine? IGNORIEREN, genau. Rein in die Schuhe (nein, nicht die 5 € Ballerinas, sondern die teuren Trekkingschuhe mit der Tatze drauf). Die Blasen auf dem Fußspann und die an den kleinen Zehen... no chance... euch würdige ich keines Blickes. Das ist meine wahre Stärke, die Ignoranz!
Um 9 Uhr heute morgen gings also frisch ausgeschlafen (durchgeschlafen sogar) Richtung Bahnhof. Für 5,20 € (!) nach Bray und zurück. Es war schweinekalt. So kalt, dass ich meinen Atem sehen konnte. Aber das hat man auch nach dem 500sten Versuch nicht auf dem Foto erkannt. Also kein Foto davon. In Irland sind auch Sonntag morgens um 9 die Straßen noch wie ausgestorben. Nicht mal der Lieblings-Kaffeeladen hat um diese Uhrzeit auf. So musste ich also wohl oder übel zum Starbucks und hatte mir einfach schonmal die ausgefallendsten Namen überlegt, die ich ihnen nennen könnte, jetzt wo sie meinen Namen ja endlich drauf haben. Wie sollte es auch anders sein, hat heute keiner gefragt.
Es war also kalt...brrrr....
Aber mit dem Meer im Rücken tangiert mich das peripher...
Und das ist er, der Bray Head. Zum Gipfelkreuz möchte ich!
Nur irgendwie hatte ich die Abzweigung nicht gefunden oder übersehen...keine Ahnung...jedenfalls kam irgendwann ein Wegweiser, dass es in diese Richtung nach Greystones geht. Mmmmhhh....Egal, dann stürmen wir den Gipfel halt nächstes Mal. Greystones steht auch auf meiner to-see-Liste und jetzt nochmal umdrehen ist auch doof.
Dafür bin ich jedes Schleichwegchen, das Richtung Gipfel führte, abgebogen. Die Hoffnung NIE aufgeben. Aber letztendlich waren es doch nur Sackgassen (mit wunderschönen Aussichten).
Und unten tobte das Meer, denn es war nicht nur kalt heute, sondern auch ausgesprochen stürmisch.
Und weil ich euch nicht immer das gleiche Motiv von mir zeigen wollte...
...habe ich mich etwas zum Affen gemacht und...
...bin ein bisschen ausgeflippt. Ich war ja ungestört. Dachte ich zumindest...dann kamen ein paar Wanderer um die Ecke gebogen. Ich habe es tapfer ignoriert! Mit hochroter Rübe zwar, aber ich habe es einfach ignoriert. Ich bin ein Blogger...ich MUSS mich zum Affen machen, was das Fotografieren betrifft :D
Clarice hingegen war die Ruhe in Person. Gelassen wie immer. Sie kann wohl ebenfalls ganz gut ignorieren, sonst hätte sie sich in einer Tour für mich geschämt.
Einen Felsvorsprung später konnte man den ersten Blick auf Greystones erhaschen.
Das mit dem Haare frisieren habe ich hier in Irland sowieso schon aufgegeben. Ist völlig sinnlos, sie führen ein Eigenleben und ich kanns ihnen nicht mal übel nehmen!
Dieser Teil der Strecke hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich habe mich so unfrei gefühlt. Kontrolliert, gesittet und ohne eigenen Willen. Bääääähhhhh!
Deshalb bin ich bei der nächstmöglichen Gelegenheit ausgebrochen und habe meinen Kopf durchgesetzt.
Und ich wurde dafür belohnt, denn ich durfte die einzigen 30 Sekunden Sonnenschein des Tages genießen. Es glitzert :D
Und die irischen Senioren spinnen einfach. Während sich die Jugend nen Neopren-Anzug gönnt, planschen die Alten bei 10 Grad Lufttemperatur nur in Shorts.
Greystones hat mich persönlich jetzt nicht so umgehauen. Es ist eine einzige Baustelle. Ich kann mir vorstellen, dass es danach ganz nett aussehen wird, aber bis dahin bin ich wahrscheinlich nicht mehr hier. Also gings mit dem Zug zurück nach Bray, wo ich ihn hier traf. Ich habe ihn nur von hinten gesehen, aber ich fand es so unglaublich schön, wie er auf dem Wellenbrecher stand und das Meer genossen hat, dass ich ihn hätte stundenlang fotografieren können. Ich habe stattdessen aber gewartet, bis er weg ist und hab mich dann selbst da hingestellt. Nur viel weiter nach vorne. Ich stand 2 Stunden da und habe total die Zeit vergessen, so fasziniert war ich von den Wellen, die in den höchsten Fontänen direkt vor mir in die Höhe geschossen sind. Ich habe ständig auf eine noch größere Welle gewartet und hab mich quietschend gefreut, wenn ein potenzieller Kandidat angerollt kam.
Und dann habe ich angefangen, das ganze zu fotografieren. Was mit der Kamera etwas ungeschickt war, da sie eeeewig zum auslösen braucht.
Schließlich habe ich zum Handy gegriffen, habe mich ganz mutig hingesetzt und als Dank dieses unglaubliche Foto geschossen. Ich war klatschnass, weil sie ganz unerwartet viel weiter gespritzt hat, als alle anderen zuvor. Alles fürs perfekte Foto!!
Während ich da so auf meinem Felsen stand, hat ein Gedanke zum nächsten geführt und ich stand plötzlich da und habe Tränen gelacht. Lauthals. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, was für ein unglaublich dummes Kind ich doch war. Ich kann es bis heute nicht fassen und bin so unglaublich glücklich darüber, dass ich die Kurve noch bekommen habe. Ja, es ist unfassbar, dass so jemand heute in der Lage ist logisch zu denken und studieren geht. Mir sind die genialsten Erlebnisse eingefallen und ich habe mir überlegt, ob ich hier in meinem Blog mal einen Eintrag mache, der heißt: "100 peinliche Erlebnisse von und Fakten über Nadine" oder so ähnlich. Aber ich bin mir noch nicht sicher. Da sind Sachen dabei....das wäre schon richtig "Hose runterlassen". Und das in der Öffentlichkeit? Dabei bin ich mir ja noch nicht mal sicher, ob euch das überhaupt interessiert... Ich weiß nicht...
P.S. Wie
kann man eigentlich nur so einen Dusel haben.... während ich diesen
Blogeintrag geschrieben habe, habe ich mein iPhone auf das neue iOS 6
updaten lassen. Dabei ist das Ding TOTAL abgestürzt und ich sollte es
auf Werkseinstellungen zurücksetzen, was nicht ging. Wieder und wieder
nicht. Das Ding war einfach nicht mehr zu gebrauchen. In meinem Kopf
sind echt schon die schlimmsten Horrorvorstellungen abgelaufen. Nicht
mehr erreichbar, kein "Navi" mehr, kein Instagram. Und plötzlich schießt
mir in den Kopf: "Und keinen Wecker morgen früh....!" Die komplette
Abhängigkeit von einem Gerät lässt grüßen und wird gerade auch als
äußerst bedenklich empfunden. Naja, ein bisschen rumgegoogelt, versucht,
15 Minuten die Luft angehalten und ich konnte es zum Glück wieder auf
die Werkseinstellungen zurücksetzen.
Jetzt
kommt aber das mit dem Dusel: Ich hatte vorher AUS VERSEHEN das iPhone
mit dem Rechner synchronisiert. Wie kann man sowas denn aus Versehen
machen? Einfach einmal zu schnell auf "ok" geklickt. Das war mein
größtes Glück, sonst hätte ich einfach überhaupt kein Backup gehabt, da
der Rechner ja neu ist und der andere in Deutschland. Das wär mal ein
Stress gewesen, das alles zusammen zu sammeln. Mehr Glück als Verstand.
Wirklich!!!
Mein Herz klopft mir jetzt noch bis zum Hals und das kann ich gerade so gar nicht ignorieren...