Das habe ich die letzten Tage beschlossen. Natürlich lasse ich eigentlich nichts auf mein Irland und vor allem nichts auf mein Dublin kommen, aber es hat wohl alles seine Grenzen. War ich nicht die ganze Zeit so unglaublich stolz, dass man hier im September noch keine Nikoläuse und Lebkuchen im Supermarkt findet? Das hat sich seit dem 1. November schlagartig geändert und es wird nachgeholt, was das Zeug hält. Mittlerweile bin ich auch wirklich überzeugt, dass die Iren sehr wohl im Juli schon mit dem ganzen Weihnachtszeug anfangen würden, wäre da nicht am 31.Oktober noch Halloween…. und Halloween ist hier ja auch nochmal eine Portion ausgeprägter, als bei uns. Gut, jetzt haben sie also losgelegt, mit Weihnachtsklimbim und ich sag’s euch, das wird immer mehr. Ich bin schon jetzt der totalsten Reizüberflutung ausliefert und es ist weit und breit kein Ende in Sicht. Die Shopping-Center haben schon seit Wochen Kinder-Winter-Wonderland-Paradiese eröffnet, bei denen man seinen Wunschzettel bei den Elfen abgeben und mit Santa schmusen kann. Die Straßen erstrahlen in den abenteuerlichsten Beleuchtungen. Nein, es ertönt kein „Last Christmas“ aus den Lautsprechern. Was ein Glück! Nein, hier steht dann gleich eine ganze Band auf der Treppe im Kaufhaus und singt Weihnachtslieder. Kurz: Das was ich bisher immer als total überzogenen, typischen Ami-Quatsch abgetan habe, finde ich plötzlich hier in meinem Dublin wieder!?! Ich bin entsetzt. Aber sowas von!!
Gestern dann haben sie auch angefangen hier im Büro zu schmücken. Es hängen Lametta und Glöckchen von der Decke. Der Plastik-Weihnachtsbaum hat eine Portion Plastik-Christbaumkugeln verpasst bekommen und der ein oder andere Schreibtisch wird von einem Nikolaus geziert, der auf Knopfdruck zu tanzen beginnt. Was das Herz begehrt. Hier bekommst du alles. Und Jenny…. tja, die Gute hat den Jackpot geknackt! Sie hat nicht nur einen riiiiiiiesigen Schreibtisch, sondern seit gestern auch endlich einen eigenen Laptop (nach 5 Wochen… sie bleibt noch 2!) UND seit heute einen Blinke-Weihnachtsbaum. Stellt euch das mal vor. Da sitzt du an deinem Rechner und versuchst dich zu konzentrieren. Mach das mal, wenns nonstop blinkt. Uuuuuaaaahhhhh…. das wär nichts für mich. Das wär das reinste Aggresivum für mich. Aber: Jenny schlägt sich vorbildlich.
Oder gestern. Gestern war ein Fake-Firmen-Event. „Fake“, weils die reinste Verarsche war. Die ganzen großen Firmen in Dublin haben eine exklusive Einladung zu einem Event im Kilkenny-Shop bekommen. Dort werden Prachtstücke von lokalen Designern verkauft. Von Klamotten über Töpferarbeiten bis hin zu den schönsten Küchenutensilien und und und… Und Fossil-Taschen (voll irisch, ich sags euch)… Ja und es gab bis zu 50% Rabatt. Naja, war schon ok, aber nicht das, was wir erwartet hatten. Es kam JEDER rein, es war NULL exklusiv, es war total überfüllt, es war trotzdem noch viel zu teuer und außerdem: totale Reizüberflutung. Überall Glitzer und Blinkblink. Eine männliche Stimme über Lautsprecher, die uns am laufenden Band über kommende Aktionen und Rabatte aufgeklärt hat und Menschen, die ausschließlich aus Ellbogen bestanden haben. Diese Ellbogen wurden dann auf alle Rippen, Bäuche und Nacken losgelassen, die sich ihnen so in den Weg gestellt hatten. Ein Traum!
So haben wir die Gunst der Stunde genutzt und sind in den MAC-Store. Jenny wollte eine gute Foundation und ich war auf der Suche nach einem Concealer. Naja, was erwartet man von so einer Nobel-Marke, die für einen Arsch von Geld ein klitzekleines Stückchen Produkt verkaufen? Genau: Kompetente Beratung. Öööööhhhmmm… Zuerst war Jenny an der Reihe. Eine junge Dame mit furchtbar gelbstichigem Make-up, das sooo dermaßen dick aufgetragen war, dass ein Schlag auf den Hinterkopf zum Abschminken gereicht hätte (ihr wisst was ich meine), pinselte Jenny eine Foundation auf die Backe. Da die Spiegel so klein und das Licht etwas dunkler war, fiel ein panischer Blick in meine Richtung: „Bin ich jetzt auch gelb?“ Nein, auch wenn man es der Lady auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte, sie hat das perfekte Make-up für Jennys Hautton gefunden.
Ich hingegen wurde von einer noch jüngeren Lady beraten, die wirklich natürlich und wunderschön geschminkt war. Das ganze spielte sich in etwa so ab:
Lady: „Can I help you?“
Nadine: „Ja, ich suche einen Concealer und bin mir nicht sicher, welche Farbe am besten zu mir passt.“
Lady: „Also der, vor dem du gerade stehst, der ist cremig und dick, wir haben aber auch noch flüssigere, die nicht ganz so stark decken.“
Nadine: „Ich weiß, ich hab mich schon vorher über die Produkte informiert, bin mir nur nicht sicher wegen der Farbe.“
Lady: „Ich kann dir ja mal was draufschmieren, dann siehst du, dass der hier dickflüssiger ist.“
Nadine (hat schon kein Bock mehr): „Alla gut!“
Lady (pinselt, pinselt und pinselt): „Guckst du: links ist der dickflüssige, rechts der dünnere“
Nadine (schaut in den Spiegel): sprachlos
Jenny (schaut total geschockt): „Du hast da weiße Ringe unter den Augen.“
Nadine: „Thank you, die Farbe passt aber nicht zu mir!“
Lady: „Doch, doch, ich kann dir mal noch ne Foundation draufmachen, dann siehst du, dass es zusammen passt. Was für ein Hauttyp bist du denn?“
Nadine (total fassungslos): „Ich komm lieber nochmal bei Tageslicht!“
Auf gut Deutsch: „Ich komm lieber, wenn DU nicht da bist“
Unfassbar, wirklich!! DIE muss doch wissen, was ich für einen Hauttyp habe. Das ist doch ihr Job, wenn sie die Beratung für eine Nobel-Make-up-Marke macht. Außerdem denke ich, dass man mir meine „ich glaub, ich hab ne trockene Haut“-Haut auf JEDEN Fall ansieht. Und basta!!!
Jetzt aber noch ein paar Fotos von unserem traumhaften Büroschmuck. Mir wurde versichert, dass das quasi noch gar nichts ist. Normalerweise wird viiiiiel mehr aufgehängt.
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