Montag, 21. Oktober 2013

[Down Under] Kaufzwänge und Lichtfänger

An die morgendlichen Strandspaziergänge könnte ich mich gewöhnen. Oder sagen wir lieber, das ist schön längst passiert. Leider. Denn so schön es auch ist, ich muss es ja in spätestens vier Wochen wieder hergeben. Und das wird nicht einfach. Das war es schon nach Irland nicht und so langsam frage ich mich, wie das eigentlich auf Dauer mit uns werden soll, das mit dem Meer und mir. Reichen 30 Jahre Fernbeziehung nicht so langsam mal aus? Wir sollten das intensivieren! Aber darüber mag ich mir jetzt noch keine Gedanken machen, jetzt genieße ich und sonst nix.


Gestern Morgen am Strand, da war jedenfalls die Hölle los. Surfer die in einiger Entfernung vom Ufer auf ihren Brettern schaukeln, auf die perfekte Welle warten und sofort anfangen loszupaddeln, sobald sie diese entdeckt haben. Ich kann sie fast jauchzen hören. Dann, wenn der richtige Moment da ist, stemmen sie sich auf und fangen an, auf der Welle zu tanzen.  Der Hammer, sag ich euch. Für mich absolut unerreichbar! Ich würds ja nicht mal mit dem Brett vom Ufer wegschaffen. Jedenfalls tummelt sich zwischen all den jungen, waschbrettbauch-bestückten Surferboys eine ungewohnte Erscheinung. Er ist zwischen 70 und 80, topfit, trägt einen Neoprenanzug und eine Schirmmütze, die er unter dem Kinn zusammengebunden hat, und ein knallrotes Wakeboard unter dem Arm. Damit stürzt er sich in die Wellen und kann sein Glück kaum fassen. Ich übrigens auch nicht!!
Danach machen Steffen und ich uns auf Richtung Byron Bay. Er musste arbeiten, ich wollte nochmal bummeln. Bei Sonnenschein.  Meine 5€-Bast-Flipflops von H&M sind nämlich nach meiner Leuchtturm-Tour sehr mitgenommen und ohne Flipflops ist ein Leben hier nicht denkbar. Steffen hatte vor seiner Schicht noch etwas Zeit und schleppte mich kurzerhand in den nächsten Surfshop. Dort standen wir vor 50 unterschiedlichen Flipflops, er griff ein Paar heraus, drückte es mir in die Hand und sagte: „Kaufen“. „Ääähhmmm nö, ich muss erst mal noch gucken, was es sonst noch so gibt und das muss ja nicht hier sein. Kann ich ja auch später noch machen….“. „Dann such dir ein anderes Paar aus, probier es an und KAUFEN.“ „Ööööhhhmmmm…., aber welches und das muss ja nicht jetzt sein und außerdem, was kosten die denn? Da ist gar kein Preis dran.“  „Na 20-25 Doller, aber nicht mehr als 30. Jetzt such dir eins aus!“ Nach ewigem Rumüberlege meinerseits und Augengerolle seinerseits hatte ich mich dann endlich entschieden und stapfte zur Kasse. Was dann kam, machte ihn dann sprachlos (allein das wars schon wert)…. mich aber auch. Total perplex hab ich bezahlt, als die Kassiererin „50 Dollar“ zu mir sagte. Mein lieber Freund, das sind 38€!!! Holla the woodfairy, ich kanns immer noch nicht fassen. Aber schön sind sie und bequem und wahrscheinlich werde sich sie mein ganzes Leben lang haben. In meinem Schuhregal oder in einer Glasvitrine, denn zum Tragen sind sie zu teuer! Aber es werden immer die Schuhe bleiben, die ich hier in Byron gekauft habe, zu denen mich mein Bruder gezwungen hat. Sie werden also immer einen riesigen Stellenwert in meinem Leben haben.
Abends hatten Alice und ich dann ein kleines Highlight geplant: Wir wollten uns an den Strand setzen und den Vollmond-Aufgang angucken. Das soll wunderschön und faszinierend sein. Zu dumm nur, dass der Himmel mal wieder mit Wolken verhangen war. Hab ich euch schon erzählt, dass ich die Schuld an dem Wetter hier bekommen hab? Ich habe den Regen angeblich mitgebracht. Davor wars schön. Tssss…. Jedenfalls saßen Alice und ich mit ner Tasse Tee und Ingwer-Keksen am Strand. Haben keinen Vollmond aufgehen sehen, dafür aber versucht, den Strahl des Leuchtturms einzufangen und dabei über Gott und die Welt geschnattert, bis.... ja, bis es angefangen hat zu regnen. Hmpf…







In unserer Hofeinfahrt war ich dann plötzlich überglücklich 50-Dollar-Latschen an meinen Füßen zu haben. Alice quiekte plötzlich auf und meinte, da sei was an ihrem Fuß, das sich komisch anfühlte. Mit der Taschenlampe vom Handy gings dann auf die Suche. Und wir fanden diesen kleinen, grünen Kerl. Wobei, was heißt „klein“?? Der war riesig!!! Und klitschig und glibberig und uäääähhhh….




Als Trost für den verpassten Vollmond-Aufgang wollte ich mir heute Morgen dann den Sonnenaufgang am Strand gönnen. Tja und was passierte 5 Minuten nachdem mein Wecker das erste Mal geklingelt hatte? Es fängt an zu regnen…… VERDAMMT!!!
 


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