Samstag, 12. Januar 2013

Eine Runde Hausarrest

Was für ein Glück wir doch hatten. Seit Anfang des Jahres geht es in Belfast wieder richtig heiß her. Autos brennen und nachts gibt es wilde Straßenschlachten. Es ist wirklich bestürzend, in den Nachrichten Bilder von Straßen zu sehen, durch die man wenige Tage zuvor selbst geschlendert ist (Hier findet ihr übrigens einen richtig guten Artikel zu den Hintergründen und Geschehnissen. Das Wichtigste in Kürze).


Als letztes Frühjahr feststand, dass ich nicht nach Shanghai, sondern nach Dublin gehen werde, gab es eine Reaktion, die mich zum ungläubigen Schmunzeln gebracht hatte: "Was Irland? Das ist doch viiiiel zu gefährlich. Magst du nicht lieber doch nach China?" Ich hätte fast laut losgeprustet, habe mich dann aber zu einem versöhnlichen "Ach was, das ist doch schon 15 Jahre her und außerdem ist Belfast ja auch weit weg von Dublin" mäßigen können.

Naja, so wirklich vorbei war das Ganze ja nie. Es war nicht mehr so spektakulär und schlimm, aber dass die unterschiedlichen Stadtviertel noch immer durch Friedenslinien voneinander "getrennt" werden, spricht ja auch für sich. Und zum zweiten Punkt gilt zu sagen: So weit weg ist Belfast von Dublin gar nicht. Das sind nur knapp 170 km. Außerdem haben die Radikalen beschlossen, ihre Proteste dieses Wochenende (oder besser gesagt HEUTE) nach Dublin zu bringen. Im Büro führten diese Nachrichten zu hochgezogenen Augenbrauen und Stirnrunzeln. "Geh am Samstag besser nicht ins Stadtzentrum. Auf keinen Fall in die und die Ecke und dorthin schon gar nicht. Ach, bleib am besten wirklich ganz zuhause, das mach ich auch!" Ja suuuper... Ich bin schon ein kleines, großes bisschen stocksauer. Ihr könnt mir doch nicht meine letzten sechs Wochenenden so kaputt machen. Mein erster Gedanke: "Ist mir doch scheißegal, ich geh trotzdem raus!!" Nach dem fünften Gedanken dann kam ich zu folgendem Entschluss: "Gut, wenn sich die einheimischen Kollegen schon Sorgen machen, dann bleib ich Samstag halt daheim. Aber am Sonntag geh ich zum Fusion Sunday, komme was wolle... es könnte mein letzter sein. Und ich mache einfach einen riiiiesen Bogen um die zu meidenden Orte." 

Also habe ich die Nacht (fast) durchgemacht mit meiner Kreativität. Um halb 5 hab ich dann mal beschlossen zu schlafen und der Plan war, vor 12 Uhr nicht wieder aufzuwachen. Danach könnte ich dann gepflegt gammeln und hoffen, dass möglichst bald Sonntag ist und ich wieder raus darf ;)
Dieser Plan wurde um 8 Uhr durchkreuzt. Mit Krach! Bernard hat nämlich mal wieder Pat the Carpenter und Connor the Nephew zum Hämmern, Sägen und Bohren eingeladen. Den ganzen Tag. Die machen nämlich momentan (nach mehr als 12 Stunden) immer noch Krach. Und das ist jetzt schon der fünfte Samstag in zweieinhalb Monaten, an dem sie Hämmern, Sägen und Bohren. Ich frag mich, was die da eigentlich machen... 

Egal, ich hab meine Mega-Kopfhörer aufgesetzt und den Tag mit Filmen im Bett verbracht. Zum Faulsein gezwungen!!! Das kann definitiv auch was. Solange es die Ausnahme bleibt und nicht zur Regel wird.

Von den Protesten in Dublin wird bisher noch nichts in den Nachrichten gebracht. War die Faulerei womöglich ganz umsonst?

Bis Morgen,

1 Kommentar:

  1. glück gehabt, zur richtigen zeit am richtigen ort:-) da nimmt man doch gerne mal ne runde hausarrest.
    lg

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