Als ich das in meinem heißgeliebten Dublin Event Guide Newsletter gelesen habe, hat mein Herz letzte Woche einen Sprung von mindestens 3 Metern in die Höhe gemacht. Hat mir doch kürzlich mal ein Kollege gesagt, dass im Phoenix Park früher sogar Formel 1 Rennen stattgefunden haben. Naja, mit Schumi, Vettel und Co. hab ich jetzt nicht gerechnet, aber so ein bissl Renn-Feeling ist einfach was tolles. Abgase, Jubel, Tempo, nochmal Tempo und Spaß. Außerdem wurde freier Zutritt zu den Paddocks versprochen, wo man Autos und Fahrer hautnah erleben konnte. Bei dem, was zur Auswahl stand, hat mein Herz schon wieder ein Hüpferle machen müssen: Formula Ford F2000, Formula Libre, Formula Vee, Formula
Sheane, Historic Racing Cars, Fiat Abarth, Fiat Punto & Uno
Strykers, Irish Touring Cars, GT racing class and FF1600. Yeah, Jackpot!!!
Um 9 Uhr morgens sollte es losgehen Phoenix Park wirklich unglaublich groß ist, wurde ab 11 Uhr ein Shuttlebus vom Eingang bis zur Rennstrecke angeboten. "Pffff.... 11 Uhr ist mir viel zu spät! Die paar Kilometer laufe ich!" Meine schon seit Tagen höllisch schmerzenden Waden wurden einfach ignoriert. "Ist doch nur ein Muskel oder ne Sehne, die ich mir beim Kraxeln auf Howth überdehnt hab..." Aber ganz unvernünftig wollte ich auch nicht sein. Da ich meine Sportschuhe ja letztes Wochenende geschrottet hatte, bin ich die ganze Woche in Ballerinas gelaufen und für die vielen Strecken war das glaub nicht das beste für die eh schon leidenden Waden. Also kaufe ich mir noch schnell ein paar Schuhe, die zugeschnürt werden können und dann darf ich laufen. Deal! Schuhe gekauft und die kaputten Sportschuhe umgehend in die Mülltonne geschmissen. 14-Euro-Schuhe werden ja wohl die Paar Tage halten, bis das Päckchen mit den guten Schuhen ankommt. Denkste. Der Tag sollte mit dem zweiten Schuhkauf enden. Aber eins nach dem anderen:
Nach dem Schuhkauf gabs erst mal nen Cappucchino, da ich ja am Wochenende keine Kaffeemaschine wie im Büro habe, muss ich mir immer einen kaufen. Der zweite Versuch bei Starbucks ist auch nicht wirklich erfolgreicher, als der erste. Aus "Atine" wurde immerhin "Nadian"... Knapp vorbei ist aber trotzdem daneben.
Im Phoenix Park gibt es Straßen, viele Straßen. Ich kenne Parks nicht mit Straßen, aber bei der Größe ist es wirklich notwendig. So machte ich mich also auf den Weg zur Rennstrecke!
Mit meinen neuen Schuhen!
Nun hat sich die Angelegenheit allerdings etwas anders ergeben, als ich mir das ausgemalt hatte. Keine Tribünen, keine Boxengasse und schon gar keine Menschenmassen nur ein halbhoher Bauzaun in gewissem Abstand zur Rennstrecke. Auf der Suche nach Menschen und Paddock machte ich mich also auf, um die Rennstrecke zu umrunden. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass auf meiner Seite des Bauzauns nichts als Wiese und kein befestigter Weg war.
Tja und plötzlich stellte sich eben heraus, dass die Wiese nicht nur Wiese sondern auch sehr nass und morastig war. Um weiter zu kommen hat meist kein Umweg gereicht oder war überhaupt nicht möglich. Außerdem hab ich einmal ein Pfützchen unterschätzt und die neuen Schuhe waren hinüber. Kalte, nasse Füße in dreckigen Schuhen. Super! Aber eben auch nicht mehr rückgängig zu machen. Wenigstens bin ich ab dem Zeitpunkt nicht mehr wie ein Tusschen von einer trockenen Stelle zur nächsten gehoppelt, sondern mutig und ohne Ausweichen geradeaus marschiert. Ich war übrigens sehr froh, dass ich die 14 € Treter anhatte und nicht die teuren Trekking-Schuhe. Denn auch die wären mit Sicherheit nicht trocken geblieben!
Einige Kilometer später gab es nur noch eine Möglichkeit, um weiterzukommen. Umkehren war für mich keine Alternative, auch wenn sich vor meinen Augen eine riesige Schlucht auftat. An der Absperrung zur Rennstrecke stand ein Polizist und da gerade Pause zwischen zwei Rennen war, dachte ich mir, ich bin besonders schlau und frage ihn mit großen Augen, wie ich denn auf die andere Seite komme. Ich dachte ja, der lässt mich ganz schnell an der Strecke entlanglaufen. Denkste! Der sagt: "Durch die Schlucht, am orangen Zaun entlang, aber sei vorsichtig!" Also bin ich den rutschigen Hang runtergeschlittert, stand unten vor der Herausforderung nen 1,5 m breiten Bach überqueren zu müssen und musste dann wieder nach oben kraxeln. War schon nicht so ohne. Und was entdecke ich da auf der anderen Seite? Dass ich nen befestigten Weg (ca. 150m Umweg) hätte nehmen können. Den hat man nur drüben nicht so richtig gesehen. Was ein Horno****. Hatte mir noch überlegt, ob ich ihm ein deutsches Schimpfwort über die Schlucht rüberbrüllen soll, aber nachher kann der noch Deutsch und ich bekomm Ärger wegen Beamtenbeleidigung. Nur zur Info: in den eigenen Schal flucht es sich auch unglaublich gut!
So war ich also erstmal ziemlich böse!! Während der ganzen Zeit haben übrigens die ganze Zeit Rennen neben mir stattgefunden. Das hatte natürlich schon was.
Die Umstände fand ich allerdings nicht so prickelnd, denn auch an den Stellen, an denen es so schön grün ist, ist man mehrere Zentimeter eingesunken.
Ja und 2 Stunden später war ich wieder am Ausgangspunkt angekommen und hatte endlich richtig Zeit, mich aufs Rennen zu konzentrieren. Mittlerweile war es 11 Uhr und der Shuttle-Bus hatte die ersten Zuschauer an die Rennstrecke gebracht.
Mir hat es gereicht und da ich davon ausgegangen bin, dass mich der Busfahrer eh nicht reinlässt mit den Schuhen, bin ich eben wieder zurückgelaufen. Dabei bin ich in den Genuss dieser wunderschönen Oldtimer gekommen. Die sind kein Rennen gefahren, sondern wurden von ein paar Liebhabern ausgestellt.
Und zurück in Dublin hab ich mir dann im Penneys (Primark) nochmal ein Paar Schuhe für 9 € und Socken besorgt, weil ich mich so geschämt hab und die nassen Schuhe und Socken so gescheuert haben. Die Treter sind dann auch ohne Zögern in die Tonne gewandert. Bei dem Preis überleben die die Waschmaschine eh nicht. Jetzt hoffe ich eben, dass mein Päckchen bald hier ankommt, denn wenn ich weiterhin so viele billige Schuhe kaufen muss, dann hätte sich ein teures Paar schon längst gelohnt.
Erschöpfung, heißes Wetter und tierische Lust auf Eis haben mich dann noch bei Ben & Jerry's einkehren lassen. Und das hab ich mir sowas von verdient!!
Den Paddock habe ich übrigens auf der kompletten Strecke nicht gefunden. Gerade das, was mich mit am meisten gereizt hat. Als ich daheim dann nochmal recherchiert habe, hat sich herausgestellt, dass der außerhalb vom Park war. Naja, das hat mich mal wieder daran erinnert, dass ich doch einfach als alles durchlesen sollte, statt nur querzulesen...
Da erst 13 Uhr war, als ich daheim angekommen bin, hab ich noch schnell mit Michael geskypt und bin dann ab nach Dun Laoghaire, wo ich das perfekte Wetter so richtig genießen konnte.
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