Samstag, 20. Oktober 2012

Gipfelstürmer und Gruselpferde

Ja, es waren nicht bloß hohle Worte, ich hab mein Versprechen gehalten und bin heute wirklich mal wieder nach Bray gefahren. Wie schon beim letzten Besuch, war es mein Plan, den Gipfel zu stürmen und diesmal war ich besser vorbereitet: Ich wusste, wo ich abbiegen muss, damit ich nach oben komme und ich wusste, es gibt einen schönen Rundweg, den ich dann nach unten nehme. Trotz Wolken ohne Ende hatten wir das reinste T-Shirt Wetter. Ein Traum.

Das Gipfelkreuz. Mein Ziel!!
Aber davor nochmal schnell einen Blick auf mein heißgeliebtes Meer geworfen... Und ich wundere mich jetzt noch, warum die eigentlich keine Glühbirnen in ihren Straßenlaternen haben.
Der Himmel hat mir dann noch ein Herzchen geschenkt und mir versichert, dass mein Tag ein Volltreffer wird. Jeeeaaah: Jackpot!!
Und los ging es: Aus breiten, komfortablen Straßen....
...wurden schmalere und steilere Treppen...
..bis sich schließlich nur noch Schlamm, Wurzeln und Felsen abwechselten.
Aber hätte ich nur komfortable, breite Straßen gehabt, wäre mir der Aufstieg viel länger und viiiiel langweiliger und wahrscheinlich auch viiiiiiel anstrengender vorgekommen! So war es das reinste Abenteuer.

Kaum oben, war das Wolkenkino verschwunden. Da ist es, mein Gipfelkreuz. Leider ohne Buch...
Statt Buch gabe es einfach die atemberaubendste 360 Grad Aussicht.
Richtung Dublin (am Horizont sieht man Howth)
Die (Berge) Hügel von Wicklow. Quasi die irischen Ersatzalpen...

Das erste Industriegebiet, das ich in Irland gesehen habe (Meine zwei Türme am Dubliner Strand sind kein Industriegebiet. Nur dass das klar ist. Die sind Stadtverschönerung, aber kein Industriegebiet!!)
Und schließlich noch der Blick Richtung Greystones (das ist da, wo ich letztes Mal rausgekommen bin, als ich den Gipfel stürmen wollte)
Vom Gipfel aus bin ich dann losgewandert.... Den Rundweg zurück nach Bray. Dachte ich zumindest. Es war wunderschön. Eine traumhafte Aussicht und noch traumhafteres Wetter. Dachte ich zumindest.
Tja, der frühe Vogel... als ich dort war, war noch keine Menschenseele oben. Jetzt sind sie da, die Scharen und stehen sich gegenseitig im Bild rum.
Und plötzlich kamen sie, die Vorboten des Bösen...
Aber Nadine sieht natürlich mal wieder nur, was sie sehen will, freut sich über die tollen Wolkenbilder und wandert fröhlich weiter.

Plötzlich zweigte sich der Weg. Die netten Wegweiserschildchen waren schon seit Mitte des Aufstiegs verschwunden... Und ich hab mich, wie so oft zuerst mal für den falschen Weg entschieden. Nach nem halben Kilometer hat der nämlich erst mal ne Biegung in die komplett falsche Richtung gemacht und ist ab da nur noch geradeaus weiter. Ich also zurück und den anderen Weg gewählt. Den weniger befestigten... 
Von den Wolken fasziniert lief ich und lief und lief und lief. Irgendwann musste ich mich aber dann mit dem Boden beschäftigen, da es so matschig, klitschig und rutschig wurde, dass ich wahrscheinlich sonst sofort auf dem Hintern gelandet wäre. Plötzlich schnaubte mir etwas ins Ohr. Erschrocken habe ich den Kopf nach oben gerissen und hatte den grußeligsten Pferdekopf direkt vor mir. Ich hab mich so dermaßen erschrocken, dass ich schreiend davongerannt bin. Das Pferd ist genauso erschrocken von meinem Schrei in die andere Richtung davongaloppiert. Ich hab mein Herz noch nie so laut pochen HÖREN. Der Weg wurde immer rutschiger, enger und dunkler. Überall um mich rum Gebüsch. Und schreckhaft, wie ich gerade war, habe ich hinter jedem Busch und jeder Ecke die nächste böse Überraschung erwartet. Und zwei Ecken später kam sie, die böse Überraschung. Der Weg war zu Ende. Suuuuper.... alles wieder zurück laufen. Und nochmal den Gaul (ist ja nicht so, dass ich als Teenie der totale Pferdenarr war...) und außerdem, noch ne Abzweigung gibts nicht... Ich hab mich verlaufen und kanns noch nicht mal auf dem Handy nachschauen, weil ich keinen Empfang hab...
ABER: Ab jetzt bin ich mutig! Und das merkt es, das Gruselpferd und versteckt sich vor mir.
Tja, wenn ich gewusst hätte, dass es seinen braunen Kumpel direkt mitten auf meinem Weg platziert hatte, dann hätte ich es kurz vorher nicht so überlegen angegrinst. Also erst mal im Riesenbogen um den Kerl rumgeschlichen. Ich mein, ich weiß ja nicht, wie die irischen Pferde so ticken. Wie ich die beruhigen soll. Versteht der ein "Calm down, Brownie"?? Oder hat unser "Ruhig, Brauner" hier eine ganz andere Bedeutung?
Ich finde das NICHT lustig!
Meine Entscheidung ist getroffen: Ich erklimme den Gipfel ein zweites Mal und gehe auf der anderen Seite wieder runter. Da bin ich nämlich hergekommen, den Weg kenne ich!
Gut, als ich dann vom Gipfel den Weg nach unten angetreten hatte, ging es grad weiter. Aus der Ferne hörte ich Frauenschreie. Das war ein Gegilfe!! Dann ein schwer schnaufender Mensch hinter mir.... Er kam immer näher, ich wurde immer hektischer... und irgendwann hab ich gedacht: Stopp!! Hier ist es sooo rutschig, ich brech mir noch die Haxen. Also bin ich total mutig stehen geblieben, hab Wasserflasche und Regenschirm als Waffen aus meiner Tasche gekramt und der schwer schnaufende Mann sagte freundlich "Hello" bevor schnaufend weiter wanderte. Hatte wohl einfach ne schlechte Kondition... und ich schwache Nerven. Weiter gings.... In der Ferne jaulten Hunde und man hörte genau, dass sie kämpfen. Sollen sie doch, ich will nach unten. Plötzlich musste ich vor Schreck schon wieder aufschreien... Unter dem Baum vor mir saß zusammengekauert ein struppiger Mann, total dreckig und guckte mich finster an. Ich hab in dem Moment alle Vorsicht vergessen und bin einfach nur noch losgerannt.... Bis ich wieder Asphalt unter den Füßen und viele Menschen um mich herum hatte. 

Nur so zur Info: Ich feiere dieses Jahr kein Halloween. Ich hatte mein Halloween heute. Das reicht!!




Zur Beruhigung hab ich mir dann noch eine Runde Sealife für 12 € gegönnt, war nach 15 Minuten durch und hab mich ziemlich darüber geärgert, aber EGAL!




Der Tag war trotzdem wunderschön. Und das war wahrscheinlich alles auch ganz harmlos und nicht so tragisch, hätte ich mich nur bei dem Sch....Gaul nicht so erschrocken und hätte ich gestern Nacht keinen Gruselfilm angeschaut.


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